Desiree Auf Reisen

Hier koennt ihr sehen, wo ich gerade bin, lesen was ich zu sagen habe und mir dann viele mails schreiben.

08 Dezember, 2006

TAXI, TAXI

Ein Taxi in Kairo ist schaetzungsweise im Durchschnitt 15 Jahre alt, und kurz vorm Exitus.
Bis jetzt habe ich noch keinen funktionierenden Taxometer gesehen, vorhanden sind sie allerdings schon....vermutlich aus dem fruehen 20.Jh. stammend.
Verkehr in Kairo:
Verstaendigungsmittel Nr. 1 ist die Hupe.
Ich glaube ich habe bis jetzt 3-4 funktionierende Ampeln gesehen, davon wurden 2 sogar ernst genommen.
Als Fussgaenger musst du hier ebenfalls aeusserst agressiv an die Sache rangehen, sonst kommst du in 100 Jahren nicht ueber die Strasse.
Lebensmuede schmeisst du dich zwischen die Autos und schlaengelst dich bis zur anderen Strassenseite. Danach hast du erst mal einen Adrenalinkick.
Taxierlebnisse:
John, Mike und ich kamen gerade von den Pyramiden von Giza. An der naechsten groesseren Strasse stehen wir auch schon mit dem Taxifahrer in Preisverhandlung.
Kurz darauf sitzen wir in einem relativ grossem Taxi, dass ueberall mit blinkenden Lichtern und Kitsch aufwartet. Trotzdem ist es noch nicht genug, um von dem intensiven Benzingeruch abzulenken....naja, wenigstens sind alle Fensterscheiben vorhanden.
Der Taxifahrer ist irgendwie nicht so begeistert von uns.
Grimmig guckt er uns durch den Rueckspiegel an, und faehrt los.
Ca. 10 m weiter, beginnt er eine Konversation mit seinem Kollegen im Taxi nebenan.
Kurz darauf schaut er uns wieder argwoehnisch durch den Rueckspiegel an und sagt:" okay, mein Freund faehrt euch."
Wir schauen uns kurz an, koennen uns keinen Reim drauf machen, und siedeln in das andere Taxi um. Wir sind etwas erleichert, denn dieses Taxi macht einen etwas besseren Eindruck.
Kaum sind wir auf der Hauptstrasse, nichts geht mehr! Hauptverkehrszeit!
Ploetzlich taucht aus dem Chaos des Megastaus ein Krankenwagen auf. Die Sirenen droehnen, und dann ging alles ganz schnell....ein kurzes Aufleuchten in den Augen des Fahrers und los gings.....wie ein Verrueckter nimmt der Taxifahrer die Verfolgung des Krankenwagens auf. Kein Zeigefinger haette zwischen Taxi und Krankenwagen gepasst. Mehrere andere Taxifahrer versuchten sich dazwischen zu draengeln, jedoch hatten sie keine Chance. Der Typ war Profi.
Wir nahmnen derweil saemtliche Sicherheitsvorkehrungen auf der Rueckbank ein...( Knie hochziehen, provisorischen Airbag aus Taschen und Jacken bauen...) Diese Fahrt war aufregender als jede Achterbahn, und nahm kein Ende. Gut 15 min. spaeter verfolgten wir immernoch den Krankenwagen, bogen dann jedoch endlich in unsere Nachbarschaft ein und waren schliesslich auf unserer Strasse. (Die Hinfahrt dauerte mehr als doppelt so lang)!
Der Fahrer drehte sich mit stolzem und strahlendem Laecheln um, und meinte wir haetten Glueck gehabt.
Wir sagten nichts, drueckten ihm die 20 Dollar in die Hand und stiegen mit zitternden Knien und einem flauen Gefuehl in der Magengegend aus dem Wagen.

Ein anderes Mal, fuhr ich spaetabends allein von Sara's Freunden nach Haus. Sara wollte dort uebernachten, ich musste aber am naechsten Morgen arbeiten und wollte lieber nach Hause, also brachten sie mich zur naechsten Kreuzung, wo unerwartet auch schon ein taxi, aus dem Nichts, um die Ecke bog.

Wir fragten:"il-Bahoos?"(Das ist der Metrostop in der Naehe unseres Hauses, wo wir uns immer absetzen lassen)

Der Fahrer(zuckt mit den Schultern):"Okay.
"
-Wieviel?

-Keine Ahnung!

-Weisst du wo il-Bahoos ist?

-Nicht genau.

Also erklaerten ihm Sara's Freunde auf arabisch den Weg genauestens.

-Okay 15 Dollar.(2 Euro)

Das ist ziemlich wenig fuer diese Strecke. Wir runzelten die Stirn und ich stieg ein. Ich wollte nach Hause, es war schliesslich schon spaet.
Kaum bogen wir um die Ecke, begann der Fahrer wie wild zu hupen.
Zuerst fiel es mir nicht auf, da hier sowieso immer alle wie wild hupen.... aber als er gar nicht mehr aufhoeren wollte, wurde ich stutzig. Der verzweifelte Gesichtsausdruck des Fahrers und seine Hilflosigkeit, mit der er an dem Lenkrad ruettelte um die Hupe zum Schweigen zu bringen, waren zu viel fuer mich. Ich konnte mich vor lachen nicht mehr halten.
Schliesslich fuhren wir rechts ran, und er versuchte ca.10 min. lang den Schaden zu beheben. Mit Erfolg. Naja, zumindest so halb. Es hupte nicht mehr ganz so viel.
Dann fuhren wir ellenlang, kreuz-und-quer durch Kairo, bis wir tanken mussten.
Der Fall war klar, der Mann wusste nicht wo il-Bahoos ist. Also nahm ich die Sache in die Hand, und erklaerte ihm auf gebrochenem arabisch so gut ich konnte den Weg.
Nach knapp 1ner Stunde war ich endlich zu Hause....